Fürstenwalde, eine Stadt im Osten Brandenburgs, blickt auf eine beeindruckende und wechselvolle Geschichte zurück. Diese reicht von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1272 bis in die heutige Zeit, wo die Stadt sich als wichtiges Mittelzentrum in der Region etabliert hat. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die bedeutendsten Stationen in der Entwicklung Fürstenwaldes.
Inhaltsverzeichnis
- Mittelalterliche Anfänge und Aufstieg
- Die Reformation und ihre Folgen
- Aufschwung durch Industrialisierung
- Nachkriegszeit und Moderne
- Sehenswürdigkeiten und kulturelles Erbe
Mittelalterliche Anfänge und Aufstieg
Im 13. Jahrhundert, genauer gesagt zwischen 1225 und 1250, entstand Fürstenwalde im Zuge der Deutschen Ostexpansion. Die Lage an der schiffbaren Spree machte die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelsplatz. Hier mussten Waren, die weiter Richtung Osten transportiert werden sollten, umgeschlagen werden. Dies verhalf der Stadt zu Wohlstand und Einfluss in der Region. Besonders im Jahr 1385, als die Bischöfe von Lebus ihren Sitz nach Fürstenwalde verlegten, erlangte die Stadt eine herausragende Bedeutung.
Der Bau des St.-Marien-Doms begann 1446 nach einer verheerenden Brandschatzung durch die Hussiten. Dieser Dom, mit seinem 68 Meter hohen Turm, prägt bis heute das Stadtbild und ist eines der markantesten Wahrzeichen Fürstenwaldes.
Die Reformation und ihre Folgen
Im 16. Jahrhundert brachte die Reformation tiefgreifende Veränderungen mit sich. Das Bistum Lebus wurde säkularisiert, und der Dom in Fürstenwalde ging in den Besitz der lutherischen Gemeinde über. Trotz der religiösen Umwälzungen blieb die Stadt ein bedeutender Ort, insbesondere durch ihre Rolle als Schulstadt. Mehrfach wurde die Universität Viadrina aus Frankfurt (Oder) nach Fürstenwalde verlegt, um den Pestepidemien in ihrer Heimatstadt zu entkommen.
Aufschwung durch Industrialisierung
Das 19. Jahrhundert markierte den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte Fürstenwaldes. Mit dem Bau der Spreemühlen im Jahr 1837 und der Anbindung an die Eisenbahnstrecke Berlin-Frankfurt (Oder) erlebte die Stadt einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Berliner Firma Pintsch, bekannt für ihre Gasbeleuchtungstechnik, verlegte 1872 einen Großteil ihrer Produktion nach Fürstenwalde. Dies machte die Stadt zu einem bedeutenden Industriestandort.
Während des Zweiten Weltkriegs expandierte Pintsch zu einem Rüstungsbetrieb mit etwa 12.000 Beschäftigten, darunter auch Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg wurden viele der zerstörten Gebäude wiederaufgebaut, und Fürstenwalde entwickelte sich weiter als Industriezentrum.
Nachkriegszeit und Moderne
In den 1950er und 1960er Jahren wurden zahlreiche neue Wohngebiete in Fürstenwalde errichtet, und die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriestandort in der DDR. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fand eine umfassende Sanierung des Stadtzentrums statt, darunter auch die Renovierung des Alten Rathauses und die Errichtung neuer Einkaufszentren wie der Fürstengalerie.
Heute ist Fürstenwalde mit rund 33.000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis Oder-Spree und ein bedeutendes Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Die Stadt feierte 2022 ihr 750-jähriges Jubiläum, ein Meilenstein in ihrer langen und stolzen Geschichte.
Sehenswürdigkeiten und kulturelles Erbe
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört der Dom St. Marien, das Alte Rathaus und die zahlreichen erhaltenen Bürgerhäuser im historischen Zentrum. Das Fürstenwalder Stadtmuseum bietet einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Stadt, und die regelmäßigen Veranstaltungen, wie das Stadtfest im Mai oder die Fürstenwalder Jazztage, ziehen viele Besucher an.
Fürstenwalde hat es geschafft, seine reiche Geschichte zu bewahren und gleichzeitig eine moderne, lebendige Stadt zu bleiben. Diese Kombination aus historischem Erbe und zeitgemäßer Entwicklung macht Fürstenwalde zu einem besonderen Ort in Brandenburg.
Die wechselvolle Geschichte Fürstenwaldes spiegelt sich nicht nur in den historischen Gebäuden und Denkmälern wider, sondern auch in der Bevölkerung, in den Geschichten der Menschen, die hier lebten und wirkten. Von den Bischöfen, die die Stadt prägten, bis zu den Industriearbeitern des 19. und 20. Jahrhunderts, jeder Abschnitt der Stadtgeschichte erzählt von Veränderungen, Herausforderungen und Erfolgen. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Fürstenwalde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wiederaufgebaut wurde. Heute vereint die Stadt Tradition und Moderne auf einzigartige Weise und bleibt ein bedeutendes Zentrum in Brandenburg.
Beitragsbild von Julia Schwab auf Pixabay
Pintsch von Goesseln auf WikiMedia